Das Habana Riviera Hotel

Das Habana Riviera Hotel

Das Habana Riviera war der spektakulärste und eleganteste Hotel- und Casinobau in Kuba in den 1950er-Jahren und die wohl größte Fehlinvestition der US-Mafia in jenen Jahren. Das Habana Rivera wurde auf Geheiß des amerikanischen Mobsters Meyer Lansky erbaut. Havanna wurde damals als attraktive Alternative zum aufstrebenden Las Vegas empfunden, war es doch eine Möglichkeit, sich den amerikanischen Gesetzen und Steuern sowie der Überwachung durch die Bundespolizei FBI zu entziehen. Das Hotel entstammt jener Zeit, als Kuba noch fest in der Hand der organisierten Kriminalität (im Bund mit dem Kubanischen Militärregime) war. Meyer Lansky hatte bereits in den 1940er-Jahren Hotelanteile am Hotel Nacional in Havanna und nahm als Berater von Diktator Fulgencio Batista auch die Interessen des damals mächtigsten Gangsters Lucky Luciano wahr.

Der Bau verschlang ein Budget von acht Millionen Dollar und wurde von der Bank für wirtschaftliche und soziale Entwicklung, hinter der Präsident und Militär Batista stand, finanziert.

Illuster waren auch, insbesondere was ihr Vorstrafenregister anging, die Investmentpartner Lanskys — Wilbur Clark, Charles ›Babe‹ Baron, Frank-Sinatra-Freund Sam Giancana und Hyman Abrams.

Meyer wollte eine Ikone zeitgenössischer Architektur in Havanna bauen, moderner und luxuriöser als alles, was die an imposanten Hotels nicht arme Stadt, damals das Eldorado reicher Amerikaner, vorwiegend Männer, die im größten Bordell Lateinamerikas unter mehr als hunderttausend Prostituierten ihr Vergnügen und in den von der US Mafia gelenkten Casinos ihr Glück suchten. Das Vorzeigehotel sollte auch mit hervorragender Architektur und erlesenem, modernstem Design glänzen. So begab sich Lansky auf die Suche nach einem kongenialen Architekten, der seine Vision zur glamourösen Wirklichkeit machen konnte.

Schließlich beauftragte er Igor Boris Polevitzky und Irving Feldman, auf deren Konto viele der schönsten Hotels in Miami Beach gingen, gemeinsam mit dem kubanischen Architekten Manuel Carrera Machado, seinen Hoteltraum zu realisieren. Ursprüngliche Blaupausen wurden in Miami angefertigt. Deren elegante futuristische Linien überzeugten Lansky, der den Los Angeles Designer Albert B. Parvin mit der Gestaltung der Inneneinrichtung betraute.

Mit der Leichtigkeit und Luftigkeit der megalomanen Hotelhalle gelang es den Architekten perfekt, die Atmosphäre des Meeres in das Hotelinnere zu zaubern. Stahl, Leder, Marmor und Terrazzo kreieren die noch heute vorhandene Aura eines Wartesaales für First-Class-Passagiere aus einer Zeit, als Fliegen noch ein nobles Vergnügen war.

Eine große Fensterfassade lässt den Pool mit seinen elegant geschwungenen Springtürmen nahezu nahtlos in das nahe Meer übergehen. Wenn man spätabends einen Cocktail in einer der an die Empfangshalle angrenzenden Bars trinkt, kann man sich des Gefühls nicht erwehren, in Kürze Frank Sinatra oder Dean Martin bei einem Martini zu begegnen. Das Habana Riviera war das erste Hotel Havannas mit Klimaanlage für alle Zimmer, die alle einen Meeresblick auf den Golf von Mexiko haben.

Im Dezember 1956, als der kubanische Aufstand schon begonnen hatte, starteten die Bauarbeiten auf einem ehemaligen Sportareal. Das Habana Riviera sollte der erste Baustein zu Lanskys Vision einer ›karibischen Riviera‹ inmitten einer vitalen Metropole werden. Sein Hotel wurde zu einem Musterbeispiel für ein Ressorthotel, das alle Wünsche befriedigt. Es entstand jedoch nicht nur ein Luxushotel, sondern auch das größte Casinotheater weltweit außerhalb von Las Vegas. Im Dezember 1957 eröffnete das Habana Riviera mit einer fulminanten Party. Die High Society Havannas und mehr oder weniger ehrenhafte Gäste aus den USA vergnügten sich mit Cocktails, Musik, einarmigen Banditen und schönen Frauen, und im Copa Cabaret trat als Stargast Ginger Rogers auf. Der von ihren Gesangskünsten wenig überzeugte Lansky soll despektierlich angemerkt haben: ›She knows to wiggle her ass, but she can’t sing a goddam note!‹

Meyer Lansky liebte das Klima Kubas und noch mehr die Steuervorteile des von ihm profitierenden Regimes und nistete sich in der Präsidentensuite seines Hotels im obersten Stock ein. Offiziell nahm er keine wichtige Funktion ein. Lansky, der alle Details und Geschäfte des Hotels und insbesondere des Casinos persönlich kontrollierte, beschied sich mit dem Titel eines ›Küchenchefs‹. Als Chef des Casinos setzte er einen Vertrauten des Gangsterfreundes Frank Costello ein. Alle führenden Positionen und auch technischen Jobs wurden mit einschlägigen Experten aus dem Dunstkreis der US-Mafia besetzt, Experten, die mit ihren einschlägigen Kenntnissen Kubaner einschulten. Und es zahlte sich vorerst aus. Das Casino allein machte in den ersten vier Monaten nach Eröffnung mehr als drei Millionen Dollar Umsatz. Doch das Glück währte nicht lange.

Fidel Castro und seine Revolution machten Lansky einen Strich durch die gute Rechnung. Als nach der Schlacht von Santa Clara die Front der Regierungstruppen zusammenbrach, setzte sich Diktator Batista in der Neujahrsnacht und mit ihm die Nomenklatura Kubas ins Ausland ab. Meyer Lansky, in schlechter gesundheitlicher Verfassung, folgte ihm in derselben Nacht. Das markierte (einstweilen) das Ende der US- und Mafiadominanz über Kuba und des florierenden Casino- und (zumindest einstweilen auch des) Sextourismus. Zurück blieb der Traum eines Luxushotels der 1950er-Jahre, ein gestrandeter Ocean-Liner, der bislang den karibischen Stürmen und dem dahinsiechenden realen Sozialismus trotzte. Mein Rat: Fahren Sie hin, solange das Hotel und Havanna noch im wundervollen Dämmerzustand zwischen glorreicher Erinnerung und trister Wirklichkeit verharren.